Eine Langzeitdokumentation im Kraftwerk ist ein großes Unterfangen. Wir haben im Laufe der vergangenen Jahre bereits 2 solcher Großdokumentationen durchgeführt.

Langzeitdokumentation im Kraftwerk – How-To!

Im Laufe der vergangenen Jahre haben wir einige Langzeitdokumentationen durchgeführt. Bei derartigen Projekten sind mehr Dinge zu beachten, als bei „klassischen“ Filmaufnahmen. Schließlich erfolgt hier eine Videoaufnahme über einen sehr langen Zeitraum. In Deutschland werden sie (nach aktuellem Stand Mitte 2018) in den kommenden Jahren abgeschaltet. Im Rest der Welt sind sie jedoch nach wie vor in Betrieb. Die Rede ist von Kernkraftwerken. Wir haben in den vergangenen Jahren zwei Großprojekte in Kernkraftwerken umgesetzt. Deshalb möchten wir anhand dieser Projekte einmal ausführen, worauf es bei einer Langzeitdokumentation schlussendlich ankommt.


Wissenswertes über Langzeitdokumentationen

Ob diese in einem Kernkraftwerk erfolgt oder in einer anderen Kraftwerksgattung, spielt keine Rolle. Eine Langzeitdokumentation kann auch bei Bauprojekten erfolgen. Im Grunde ähneln sich viele Punkte. Die Unterschiede sind teilweise marginal. Unsere eigenen Projekte innerhalb der Kernkraftwerke eignen sich in zweierlei Hinsicht: Zum einen zeigen sie, wie komplexe Projekte umgesetzt werden können. Zum anderen zeigen Sie, wie Dreharbeiten in sensiblen Bereichen funktionieren. Dazu gehört ein Kraftwerksflur genauso, wie zum Beispiel Reinräume. Reinräume, sterile Bereiche und sicherheitsrelevante Orte gibt es in Krankenhäusern, in Labors oder in hochtechnologischen Anlagen. Auch in Kraftwerken sind sie zu finden. Dabei geht es hauptsächlich um den Schutz der eigenen Gesundheit, der Gesundheit anderer oder um Reinhaltung von Technik. Ein Kamerateam, welches in solch einem Bereich filmt, sollte genau wissen, was es tut. Während einer Langzeitdokumentation wird häufig an mehreren Orten gefilmt. Das findet entweder parallel statt oder zeitlich versetzt.

Langzeitdokumentation im Kraftwerk

Die Langzeitdokumentation in den beiden Kernkraftwerken hatte ein und dieselbe Aufgabe. Alles filmisch begleiten.

Wir haben in Zusammenarbeit mit unserem Partner AKTIV TV zwei Langzeitdokumentationen in zwei unterschiedlichen Kernkraftwerken durchgeführt. Federführend war dabei AKTIV TV. Eine der Dokumentationen fand in Brasilien statt. Die andere wurde in Deutschland umgesetzt. Beide hatten dieselbe Aufgabenstellung:

Langzeitdokumentation der Revision eines Kernkraftwerkes. Permanente Aufnahmen über circa 5 - 6 Wochen.
Aufzeichnung aller relevanten Tätigkeiten in sämtlichen Bereichen. Erstellung mehrerer daraus resultierende Filme zu Werbezwecken.

Vorbereitung einer Langzeitdokumentation

Die Vorbereitung unserer Langzeitdokumentation war immens wichtig.

Das A und O bei beiden Projekten war natürlich die Vorbereitung. Hierfür mussten diverse Punkte geklärt werden. Dazu gehört natürlich, dass das gesamte Projekt von vornherein gut besprochen ist. In der Regel ist es nicht möglich im Vorfeld den Drehort anzuschauen. Aus dem Grund müssen die entscheidenen Fragen seitens des Filmproduzenten im Vorfeld beantwortet werden. Dazu zählen:

Welche Technik wird benötigt?

Für ein derartiges Projekt muss klar sein, dass jede Menge unterschiedlicher Technik dabei sein muss. In Kraftwerken (oder auch auf Baustellen und Co.) gibt es kleine und große Räume. Manche sind eng, andere sind verwinkelt. Einige dürfen nicht betreten werden, andere nur unter besonderen Schutzvorkehrungen. Es müssen also unterschiedliche Kameraarten dabei sein. Alle inklusive genügend Akkuleistung und Speichermedien. Alle müssen auch widrigen Bedingungen Stand halten. Dazu zählen Hitze, Kälte, Staub, Feuchtigkeit und Co.

 

Eventuell ist es sogar nötig, dass eine Kamera kaputt geht, nur um „diese eine gute“ Szene zu erhalten. Die Kameras müssen zuverlässig und stabil funktionieren. Sie müssen von entsprechender Qualität sein. Sie müssen weitwinklig sein und dennoch Optionen für Teleaufnahmen bieten. Eventuell ist es nötig, dass vor Ort gar nicht mit der eigenen Kamera gefilmt wird, sondern ein externes Videosignal abgegriffen wird. Tauchroboter (oder natürlich jegliche Art von Roboter, der mit einer Kamera ausgestattet ist), liefern solch ein Signal. Wenn es möglich ist dieses gleich mit aufzuzeichnen, spart das im Nachhinein jede Menge Umstände.

 

Neben Kameras wird Ton- und Lichttechnik benötigt. Auch hier zählt: Qualität, Zuverlässigkeit, Flexibilität und Standhaftigkeit. Akkus müssen ausdauernd sein. Die Tontechnik muss auf laute Umgebungen genauso angepasst sein, wie auf windige oder nasse. Lichttechnik muss flexibel sein. Dazu zählt nicht nur deren Aufbau, sondern auch deren Optionen rund um Farbtemperatur, eigenständige Temperaturentwicklung und Leistung. Nichts ist schlechter während einer Langzeitdokumentation, als Technik, die ausfällt, nicht funktionabel ist oder von schlechter Qualität.

Was muss das Personal wissen?

Eine Langzeitdokumentation ist kein gewöhnlicher Dreh. Das Personal muss gegebenenfalls im Schichtdienst arbeiten. Bei einer Kraftwerksrevision finden auch Nachts Prüfungen und Reparaturen statt. Sollen diese gefilmt werden, muss Personal vor Ort sein. Zudem kann es heiß sein in solch einem Kraftwerk. Gerade im Reaktorflur eines Kernkraftwerks herrschen sommerliche schwül-warme Temperaturen.

 

Wer Nachtschicht hat, in Schutzkleidung unterwegs ist und in einer warmen Umgebung filmt, wird schnell müde. Dieser Aspekt darf keinesfalls unterschätzt werden. Die Konsequenz kann dann nämlich zulasten der eigenen Gesundheit gehen. Oder auch zulasten guter Aufnahmen. Es sollte Personal vor Ort sein, welches kein Problem mit engen Räumen hat. Auch Höhenangst kann kontraproduktiv sein. Je nach Einsatz natürlich.

 

Weiter unten wird beschrieben wie es sich mit Dosisleistungen verhält. Auch hier gilt: In strahlenden Bereichen darf ein Kameramann nicht ständig unterwegs sein. Ist seine Höchstdosis erreicht, war es das im schlechtesten Fall mit seinem Einsatz bei der Dokumentation. Hier muss gut geplant werden. Schlussendlich muss jedem Teammitglied klar sein, was am Ende entstehen soll. Filmt Kameramann 1 auf seine Art und Weise und Kameramann 2 auf eine ganze andere, wird es später nicht leicht alles miteinander zu verknüpfen. Jeder im Team muss wissen, was gefilmt wird. Auch wie es gefilmt wird ist wichtig.

Wie muss die Infrastruktur vor Ort sein?

Bei einer Langzeitdokumentation, bei der das Team direkt vor Ort ist, muss eine entsprechende Infrastruktur herrschen. Wir hatten einen eigenen Baucontainer auf dem Gelände. Dadurch hatten wir nicht nur einen Rückzugsort in Pausenzeiten. Auch war dort sämtliche Technik untergebracht. Wir konnten Daten transferieren, Akkus laden, Technik testen und vorbereiten. Dort gab es Essen und Trinken, Strom und Wasser. Es gab ein Telefon. Der Baucontainer wurde also unsere neue Heimat für die Zeit der Dokumentation. Das war auch wichtig. Schließlich gibt es nicht immer etwas zu tun. Manchmal mussten wir tatsächlich mehrere Stunden ausharren, bevor wir weiter drehen konnten. Ein gut ausgestatteter Container war Gold wert. Doch auch der steht nicht von allein auf solch einem Gelände. Deshalb gilt auch hier: Im Vorfeld organisieren.

Was gilt es im Vorfeld zu beachten?

Nicht in allen Bereichen sind umfängliche Untersuchungen und Beschaffungen notwendig. In strahlenbelasteten Bereichen jedoch schon. So mussten wir uns im Vorfeld gesundheitlich durch einen Betriebsarzt untersuchen lassen. Auch mussten sicherheitstechnische Prüfungen durchgeführt werden. Ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis zählt zum Beispiel dazu.

 

Nur dadurch erhielten wir einen Strahlenpass. Dieser ist nötig, um in ein Kernkraftwerk zu gelangen. Dieser Prozess funktioniert nicht von jetzt auf gleich, sondern bedarf mehrerer Wochen Zeit. Direkt vor Ort war es dann ebenfalls nicht unbedingt schnell ins Kernkraftwerk zu gelangen. Einen kompletten Tag haben wir benötigt, um Team und Technik einzuschleusen.

Während der Produktion

Während der Produktion einer Langzeitdokumentation gibt es einiges zu beachten.

Alle Vorbereitungen sind perfekt abgeschlossen. Team und Technik ist vor Ort. Seitens der Filmproduktion läuft alles glatt. Mit Beginn von Bauarbeiten oder Revisionsprozessen beginnt auch die Kameraarbeit. In unserem Fall hieß das: Jeder Arbeitsschritt sollte dokumentiert werden. Dabei ging es um den Wechsel der Brennelemente, um Arbeiten an der Turbine, sowie den Ausbau von Armaturen. Elektrotechnische Arbeiten sollten gefilmt werden. Arbeiten auf dem Gelände sollten dokumentiert werden. Meetings und Einsatzbesprechungen sollten begleitet werden. Und und und.

 

Prinzipiell handelt es sich hierbei um „ganz normale“ Aufnahmen - wären da nicht die Faktoren Sicherheit, Strahlung und Radioaktivität. Kameramann und Technik sind dadurch nämlich vor ganze andere Herausforderungen gestellt. Gemäß gesetzlicher Bestimmungen dürfen Personen nur einer bestimmten Menge an Strahlendosis ausgesetzt sein. Fest angestellte Mitarbeiter unterliegen da natürlich anderen Bestimmungen als Kameramänner. Strahlenschutz ist sehr wichtig. Das wird auch durch das entsprechende Personal überwacht. Wer die Dosishöchstleistung erreicht hat, darf nicht weiter arbeiten.

 

Dieses Phänomen tritt wohl am ehesten in Kernkraftwerken auf. Doch auch in anderen Umgebungen kann ähnliches vorkommen. Eine Langzeitdokumentation ist immer auch davon abhängig, wie vor Ort überhaupt gearbeitet werden kann. Bei bestimmten Projekten dürfen Mitarbeiter nur eine gewisse Anzahl an Stunden eine Tätigkeit ausführen. So zum Beispiel beim Umgang mit bestimmten Gefahrgutstoffen. Ein entsprechender Personalplan war also unabdingbar.

Radioaktivität und Frischhaltefolie

Das Besondere bei unseren Produktionen im Kernkraftwerk war, dass die Technik nicht mit radioaktiven Partikeln in Kontakt kommen durfte. Aus diesem Grund wurde sie, so banal es klingt, in Frischhaltefolie eingepackt. Hintergrund: Im Reaktorbereich kann es sein, dass radioaktive Partikel umher fliegen. Haften diese an der Technik, darf sie nicht mehr aus dem Kraftwerk entfernt werden. Sie ist dann kontaminiert und muss entweder gereinigt oder vernichtet werden. Beides ist im Zuge einer Langzeitdokumentation eher kontraproduktiv.

 

Zu beachten galt, dass einige Linsen von Kameras beschichtet sind und schwach radioaktiv strahlen. Das muss beim Einschleusen in ein Kernkraftwerk erwähnt werden. Ansonsten kann es sein, dass die Technik beim Ausschleusen als kontaminiert angesehen wird. Übrigens sammelt sich im Laufe einer Langzeitdokumentation jede Menge Videomaterial an. Hierfür werden Festplatten gebraucht. Viele Festplatten. Dateigrößen sind mitunter so riesig, dass auch die Übertragungswege stimmen müssen. Wer schon einmal mehrere Giga- bis Terabyte über einen USB 2.0 Anschluss transferiert hat, weiß, wie lange das dauern kann.

 

Eingepackte Technik macht es übrigens nicht zwangsläufig leicht mit ihr zu arbeiten. Eine Kamera, die in Frischhaltefolie gepackt ist, muss erst einmal bedient werden. Auch Stative in entsprechender Verpackung sind nicht leicht zu handhaben. Hier bedarf es Erfahrung und Know-How. Wer eine Langzeitdokumentation filmt, muss mit unterschiedlicher Technik zurecht kommen. Und er muss kreativ sein mit ihr umzugehen. Enge Räume sind teilweise herausfordernder, als man denkt. Aber auch große und tiefe Räume sind nicht einfach zu handhaben. Ein Reaktorflur ist riesig. Bis zu 30 Meter tief kann ein Brennelementebecken sein. Auch wer auf einer Baustelle von einem Kran filmt weiß, wie weit weg alles andere sein kann. Ein leistungsfähiges Teleobjektiv war also auch für uns Pflicht.

 

Schon während der Dreharbeiten haben wir immer wieder Daten kopiert. Das war wichtig. Innerhalb mehrerer Wochen sind mehrere Terabyte an Videodaten für die Langzeitdokumentation angefallen. Diese mussten bereits während des Prozesses kopiert und gesichtet werden. Denn nur zu diesem Zeitpunkt waren sie auch im Kopf noch präsent. Wer sich erst mehrere Wochen später stundenweise Videomaterial anschaut, stellt schnell fest, dass sich vieles nicht mehr so einfach zuordnen lässt. Je eher man vorsortiert, desto einfacher wird der Schnitt.

Nach der Produktion

Auch nach der Dokumentation geht es natürlich weiter. Jede Menge Videos entstehen aus solch einem Projekt.

Nach einer Langzeitdokumentation ist erstmal Pause angesagt. Auch bei uns ging es nicht sofort weiter. Solch ein Projekt schlaucht den Körper. Nachdem die gesamte Technik wieder vom Gelände geschafft wurde, wurde sie gereinigt. Sie wurde sortiert, aufbereitet und für die nächsten Einsätze hergerichtet. Es ist wichtig, diesen Aspekt ernst zu nehmen. Im Laufe einer solchen Filmproduktion schleicht sich teilweise ein zu lockerer Umgang mit Technik ein. Das ist nicht schlimm, solange für die Dokumentation alles passt. Wird dieselbe Technik jedoch im Nachgang für andere Projekte verwendet, dann muss sie wieder komplett sein. Voll funktionstüchtig, mit geladenen Akkus etc.

 

Am Ende kamen bei beiden Produktionen mehrere Filme heraus. Sowohl bei der Langzeitdokumentation über das Kernkraftwerk in Brasilien, als auch beim deutschen. Verschiedene Dienstleistungen wurden vorgestellt. Unterschiedliche Aspekte wurden beleuchtet. Die Filme sind leider allesamt nicht öffentlich zugänglich. Sie wurden intern verwendet. Auch für die Auftragsakquise wurden sie eingesetzt. Das gesamte Projekt hat sich im Nachhinein über mehrere Monate entwickelt. Das lag auch daran, dass unterschiedliche Sprachversionen erstellt wurden. Dadurch konnten im Rahmen einer Langzeitdokumentation sehr viele verschiedene Videos gewonnen werden.

 

Wenn Sie mehr über uns selbst erfahren möchten, dann klicken Sie einfach hier. Wollen Sie mehr darüber wissen, wie sich Langzeitdokumentationen in unterschiedlichen Sprachen erstellen lassen, klicken Sie hier.

Gerade im Kernkraftwerk muss auf sehr viel geachtet werden. Nicht überall dürfen Kamerateams filmen - allein schon auf Grund der eigenen Gesundheitsgefährdung.
Im Zuge von Dreharbeiten zu einer Langzeitdokumentation müssen viele Aspekte aus unterschiedlichen Perspektiven eingefangen werden. Auch wenn das manchmal seltsam aussehen mag.
Eine filmische Langzeitdokumentation heißt auch: Warten. Wir haben viele Stunden gewartet.
In bestimmten Bereichen musste das Personal Schutzanzüge tragen. Dies traf auf die Kameramänner nicht zu, da diese nicht in diesen Bereichen filmen durften. Ein gutes Teleobjektiv machte es jedoch möglich.
Wir durften in unterschiedliche Bereiche vordringen und Filmaufnahmen erstellen. Wichtig ist zu wissen welche Technik hierfür benötigt wird.
Für eine Langzeitdokumentation im Kernkraftwerk mussten wir uns auch mit dem Thema der radioaktiven Strahlung auseinandersetzen.
Wir mussten Technik dabei haben, um selbst in die engsten Räume zu kommen. Natürlich inkl. Kamera.

Ihr persönlicher Ansprechpartner

Ralf Biebeler

Ralf Biebeler ist Ihr persönlicher Ansprechpartner.
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